Die deutlich jüngere Katharina von Bora tritt 1515 in das Kloster Nimbschen in Sachsen ein. Ihr Vater hatte sie zuvor schon zur Erziehung in ein Chorfrauenstift der Augustiner gegeben. Auch sie lernt lesen, schreiben und erwirbt Lateinkenntnisse. Ebenso erhält sie Unterweisungen in Hauswirtschaft. Die Tage im Kloster sind lang und streng geregelt.
Martin Luther beginnt in dieser Zeit immer kritischer auf die Kirche zu schauen. 1517 veröffentlicht er seine berühmten 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Ein erster Paukenschlag, auf den viele weitere folgen. Luther will Reformen, auch in Bezug auf die Klöster. Er bezweifelt, dass ein Leben im Kloster gottgewollt und somit sinnvoll ist. Nach seiner neuen Lehre können sich die Gläubigen direkt an Gott wenden und brauchen keine „Vermittlung“ – weder durch Priester noch durch Nonnen und Mönche, die für sie beten. Klöster sind demnach überflüssig und können geschlossen werden. So wird es in den protestantischen Territorien und Städten dann auch nach und nach geschehen.
Die Nonne Katharina von Bora wird selbst zur Anhängerin der Reformation. Sie entschließt sich zu einem dramatischen Schritt: 1523 flieht sie – gemeinsam mit acht Ordensschwestern – aus dem Kloster, versteckt auf einem Karren hinter Heringsfässern. Martin Luther hatte den Wagen geschickt. Die Nonnen kommen nach Wittenberg, ins Zentrum der Reformation.
Ganz anders denkt und handelt Caritas Pirckheimer, die Äbtissin des Klosters Sankt Klara in Nürnberg. Als 1525 in der süddeutschen Stadt die Reformation Einzug hält, fürchtet sie sich vor tiefgreifenden Veränderungen für ihr Kloster. Denn sie schätzt die Vorteile des Lebens dort. Neben der sozialen Absicherung bietet es ihr die Möglichkeit, ihre intellektuellen Fähigkeiten einzusetzen. Da sie Latein, die „Weltsprache“ der Zeit, fließend spricht, kann sie mit Gelehrten aus aller Welt in Kontakt treten. Ihre Briefe gehen teils bis nach Italien und Frankreich.