Die Geschichte der USA II

Das 20. Jahrhundert gilt als das „amerikanische Jahrhundert“, bestimmen die USA doch auf vielfältige Weise das Weltgeschehen: So nach dem Ersten Weltkrieg 1919, als Woodrow Wilson nach Europa fährt, um sein ehrgeiziges Programm einer neuen Friedensordnung für die Welt durchzusetzen. So als alliierte Siegermacht im Zweiten Weltkrieg, in dessen Folge die Welt in Ost und West gespalten wird. So im Kalten Krieg, in dem die USA im Wettbewerb der Systeme atomar aufrüsten und blutige Stellvertreterkriege führen. Das bleibt auch innenpolitisch nicht folgenlos: Gegen den Krieg in Vietnam finden landesweite Proteste statt – und verbinden sich mit den Zielen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung.

1917 treten die Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg ein und bringen den Sieg für die Alliierten. Bei den Friedensverhandlungen will US-Präsident Woodrow Wilson die neue politische Ordnung mitgestalten: Ein Völkerbund soll künftige Kriege verhindern. Doch im US-Kongress gibt es keine Mehrheit für Wilsons Vision – die USA treten dem Völkerbund nicht bei. Gleichzeitig wächst in den USA die Friedensbewegung, in der auch viele Frauen aktiv sind. Doch seit der Oktoberrevolution in Russland werden Kriegsgegner als Kommunisten verdächtigt und verfolgt. Die Rote Angst (Red Scare) greift um sich. Wirtschaftlich geht es dagegen aufwärts: Die Industrie boomt – bis zur Großen Depression 1929, die das Land in eine tiefe soziale Krise stürzt.

Durch die Weltwirtschaftskrise sind Millionen Menschen in den USA ohne Arbeit. Erst Präsident Franklin D. Roosevelt verschafft mit seinem Reformprogramm (New Deal) den Menschen wieder Arbeit und Brot. Aus dem Zweiten Weltkrieg halten sich die USA zunächst heraus – bis die Japaner 1941 Pearl Harbor überfallen. 1945 kapitulieren Deutschland und Japan. Die alliierten Siegermächte USA, Sowjetunion und Großbritannien verhandeln die Nachkriegsordnung: Neben dem Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher setzen die USA auf Umerziehung zur Demokratie (Reeducation) und wirtschaftlichen Wiederaufbau. Der Marshallplan bringt Gelder und den amerikanischen Lebensstil nach Westeuropa – zur Eindämmung des Kommunismus im sowjetischen Machtbereich (Containment-Politik). Zwei gegensätzliche Ideologien prägen nun eine bipolare Welt, formell besiegelt durch die Gründungen der NATO und des Warschauer Paktes.

August 1945: US-Flugzeuge werfen über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki Atombomben ab. Über 150.000 Menschen sterben. Das atomare Wettrüsten beginnt. 1962 stehen die Supermächte kurz vor einem Atomkrieg: Auf Kuba hat die Sowjetunion Raketen mit nuklearen Sprengköpfen in Stellung gebracht. Sie könnten mühelos die Metropolen der USA erreichen. Präsident Kennedy und der sowjetische Staatschef Chruschtschow können erst in letzter Minute einen drohenden Atomkrieg abwenden. In Vietnam und Afghanistan eskaliert dagegen der Ost-West-Konflikt, USA und UdSSR kämpfen auch mit eigenen Truppen um ihre Einflusszonen. Erst mit dem Fall der Mauer 1989 beginnt die Auflösung des kommunistischen Machtblocks – und die USA verbleiben vorerst als alleinige Supermacht.

Vor allem in den Südstaaten der USA herrscht noch lange strikte Rassentrennung im gesamten öffentlichen Leben. Immer wieder gibt es gewaltsame Übergriffe auf die schwarze Bevölkerung. Der Ku-Klux-Klan will um jeden Preis die Gleichbehandlung von Afroamerikanern verhindern. Doch diese nehmen ihre Diskriminierung nicht mehr widerstandslos hin – so weigert sich Rosa Parks 1955, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen. Mit Martin Luther King Jr. bekommt die Bürgerrechtsbewegung (Civil Rights Movement) einen charismatischen Vertreter. Beim „Marsch auf Washington“ 1963 hält er seine berühmteste Rede – mit Erfolg: Bald darauf wird jede Diskriminierung von Schwarzen gesetzlich untersagt. Am 4. April 1968 wird Martin Luther King ermordet. 40 Jahre später wird Barack Obama als erster Afroamerikaner zum Präsidenten gewählt.

„Here is Germany“ ist ein US-amerikanischer Propagandafilm, ursprünglich konzipiert für US-Soldaten. Diese sollten davon überzeugt werden, dass die Besetzung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg notwendig sei, um einen erneuten, von Deutschland verursachten Krieg zu verhindern. Im Film wird die deutsche Gegenwart zur deutschen Vergangenheit in Beziehung gesetzt – mit dem Nationalsozialismus als Konsequenz aus der aggressiv militaristischen Tradition Deutschlands. Aufgrund der sich wandelnden Deutschlandpolitik der USA, mit der die Westdeutschen als Verbündete im Kampf gegen den Kommunismus gewonnen werden sollten, wurde der Film allerdings nur begrenzt aufgeführt.

Reverend Samuel Billy Kyles (1934-2016) war Pastor der Monumental Baptist Church in Memphis, Tennessee. Er unterstützte die Müllarbeiter in Memphis, als diese im Februar 1968 aufgrund niedriger Löhne und unwürdiger Arbeitsbedingungen in den Streik traten und konnte Martin Luther King dazu bewegen, seine Solidarität mit den Streikenden zu bekunden. Am 3. April 1968 hielt King in Memphis seine berühmte Mountaintop-Rede. Am folgenden Tag wurde Kyles Zeuge des tödlichen Attentats auf Martin Luther King. Kyles engagierte sich danach weiterhin in der Bürgerrechtsbewegung und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, u.a. den Tennessee Living Legend Award 1992. Das 14-minütige Interview lässt sich sowohl im Geschichts- als auch im Englischunterricht einsetzen.