Die Weimarer Republik 1918 - 1933

„Im Felde unbesiegt“ – so werden die deutschen Soldaten Ende 1918 zurück in der Heimat begrüßt. In Wahrheit waren sie massiv auf dem Rückmarsch. Die Generäle Hindenburg und Ludendorff hatten Kaiser und Regierung deshalb informiert, dass ein Waffenstillstand notwendig sei. Als die Marine dann noch einmal zu einer sinnlosen Schlacht auslaufen soll, kommt es zum Matrosenaufstand. Die anschließende Novemberrevolution fegt das Kaiserreich hinweg. Deutschland ist nun eine Republik. Die Kriegsgegner diktieren harte Friedensbedingungen. Viele Deutsche suchen nach Schuldigen, um sich die Niederlage nicht eingestehen zu müssen. So entsteht die Dolchstoßlegende – die Behauptung, demokratische Politiker oder auch die Juden seien den unbezwungenen deutschen Soldaten in den Rücken gefallen. Diese Lüge ist eine schwere Hypothek für die junge Weimarer Republik und erleichtert Hitler den Aufstieg.

„Ich kenne keine Parteien mehr – ich kenne nur noch Deutsche“, erklärt Kaiser Wilhelm II. zu Beginn des Krieges. Ein „Burgfrieden“ soll alle Konflikte im Innern beiseiteschieben und den Sieg ermöglichen. Die deutschen Soldaten stürmen über das neutrale Belgien nach Frankreich. Die Kriegsbegeisterung ist groß, die Ernüchterung bald noch größer. Der Krieg fährt fest in den Schützengräben. Im Stellungskrieg vernichtet moderne Technik - etwa durch den Einsatz von Gas - das Leben von Millionen Soldaten auf allen Seiten. Zuhause in Deutschland herrscht Hungersnot. Der Kriegseintritt der USA sorgt schließlich für die Entscheidung. Deutschland muss sich geschlagen geben. Das Kaiserreich ist am Ende.

„Es lebe das Neue. Es lebe die deutsche Republik!“ – mit diesen Worten ruft Philipp Scheidemann am 9. November 1918 die Republik aus. Der Kaiser dankt ab. Zunächst ist unklar, ob das Ergebnis der Novemberrevolution eine parlamentarische Demokratie sein wird oder eine Räterepublik, wie es radikale linke Kräfte fordern. Das Land ist zerrissen. Viele ehemalige Frontsoldaten schließen sich rechten Freikorps an, die politische Gegner brutal bekämpfen. Aufstände, Putschversuche, politische Morde prägen die Zeit. Im „Ruhrkampf“ wehren sich die Menschen im Ruhrgebiet gegen die Besetzung durch Franzosen und Belgier. Eine Hyperinflation entwertet alles Geld. 1924 endet die chaotische Anfangszeit. Hoffnung keimt auf.

„Es ist das Prinzip der Gerechtigkeit allen Völkern und Nationalitäten gegenüber“ – so beschreibt der amerikanische Präsident Woodrow Wilson den Kern seiner „14 Punkte“. Dieses Programm soll in Europa für einen Verständigungsfrieden sorgen. Aber die Gräben sind zu tief. Die „Schmach von Versailles" demütigt die Deutschen. Sie müssen im Versailler Friedensvertrag harte Bedingungen akzeptieren. Das Land verliert große Gebiete und soll hohe Reparationszahlungen leisten. Das Rheinland wird besetzt. Außerdem weist der Vertrag dem Reich die alleinige Kriegsschuld zu. Später gibt es mit dem Vertrag von Locarno und der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund aber auch Ansätze zur Verständigung.

„Das Wesen unserer Verfassung soll vor allem Freiheit sein“ – der neue Reichspräsident Friedrich Ebert will, dass die neue Demokratie allen Bürgern gleiche Rechte einräumt. So dürfen jetzt erstmals auch die Frauen wählen. Die verfassunggebende Nationalversammlung tritt 1919 in Weimar zusammen. Die Farben Deutschlands sind nun Schwarz-Rot-Gold. Der Reichstag übt – anders als im Kaiserreich – allein die gesetzgebende Gewalt aus. Wie das Parlament wird auch der Reichspräsident vom Volk gewählt. Dieser erhält eine große Machtfülle. So setzt er den Reichskanzler ein. 1933 wird das zum Sargnagel für die Weimarer Republik, als Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernennt.

„Wie lebst Du?“ – die Frage nach dem persönlichen Lebensstill stellen sich in den „Goldenen Zwanziger Jahren“ vor allem Menschen in der Großstadt. Tabus brechen auf. Tanz, Musik, Vergnügungen, die Kultur der Moderne sind nun vor allem in der Weltstadt Berlin angesagt. Die wirtschaftliche Lage in Deutschland entspannt sich. Der Sozialstaat wird ausgebaut, etwa durch die Einführung der Arbeitslosenunterstützung. Aber noch gibt es auch viel Armut, vielerorts herrscht Wohnungsnot. Und die modernen Zeiten rufen den Argwohn reaktionärer Kreise hervor. So nutzt etwa der Medienmogul Alfred Hugenberg seine Macht über Zeitungen und Zeitschriften, um Stimmung gegen die Demokratie zu machen.

„Ich habe mir ein Ziel gestellt, nämlich die dreißig Parteien aus Deutschland hinauszufegen“ – so droht Adolf Hitler 1932. Die Weltwirtschaftskrise bringt ihn diesem Ziel ganz nahe. Zeitweise sind fast 6 Millionen Deutsche arbeitslos. Sozialleistungen werden auf ein Minimum gekürzt. Das Land wird per Notverordnung regiert. Der Börsenkrach von 1929 in den USA hatte dafür gesorgt, dass dringend benötigte amerikanische Kredite abgezogen werden. Not und Krise sind die perfekten Wahlhelfer für die NSDAP. Sie wird zur stärksten Partei. Am 30. Januar 1933 ernennt Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Die Weimarer Republik ist am Ende.

„Heute weiß der Deutsche zweifellos, dass er besiegt ist“ – 1945 bringt ein amerikanischer Propagandafilm die Haltung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg auf den Punkt. Eine zweite Dolchstoßlegende soll es nicht geben. Die Deutschen sollen diesmal akzeptieren, dass sie tatsächlich eine militärische Niederlage erlitten haben. Hitler hatte den Mythos vom Dolchstoß immer wieder genutzt, um Gedanken an Widerstand gegen das NS-Regime zu ersticken. Und tatsächlich taten sich viele schwer, dem „Führer“ „in den Rücken zu fallen“ - so etwa die Verschwörer des 20. Juli. Es war eine verheerende Nachwirkung der Dolchstoßlegende, die schon die Weimarer Republik so sehr belastet hatte.