Johann Wolfgang Goethe I

Mit seiner berührenden Liebeslyrik, aufwühlenden Theaterstücken und wegweisenden Romanen prägt Johann Wolfgang Goethe wie kaum ein anderer die deutsche Literatur. Er entwickelt gemeinsam mit anderen Schriftstellern der Zeit eine völlig neue Art der Dichtung: Theaterregeln werden gebrochen, die Sprache auf der Bühne ist emotional und aufwühlend – der Sturm und Drang ist jetzt Programm. Später entwirft er mit Friedrich Schiller zusammen das Konzept der Weimarer Klassik. Deren Ziel: Die Menschen – besonders die Herrschenden – durch Kunst und Literatur zur Humanität zu erziehen. Goethe ist aber nicht nur gefeierter Schriftsteller, sondern auch Politiker und begeisterter Naturwissenschaftler: Er katalogisiert Gesteinsproben und beschäftigt sich intensiv mit der Farbenlehre.

Um sein rastloses Streben nach Wissen und Erkenntnis zu stillen, schließt der Gelehrte Heinrich Faust mit dem Teufel einen Pakt. Dieser will ihm auf Erden alle Wünsche erfüllen, wenn Faust dem Teufel im Gegenzug seine Seele verspricht. Über 30 Jahre schreibt Johann Wolfgang Goethe an seiner Version des Faust-Stoffes und verarbeitet darin u. a. die Geschichte des historischen Johann Georg Faust – eines Alchimisten, Wahrsagers und Wunderheilers. Dieser tritt im Drama als Sinnbild des modernen Menschen in Erscheinung – mit all seinen Sehnsüchten, Ängsten und dem unstillbaren Drang nach immer mehr (Wissen, Geld etc.). Und auch eine zentrale Frage des Stücks ist bis heute aktuell: Wie weit darf der Mensch in seinem Erkenntnisdrang gehen?

Der Teufel, Mephisto, ist der große Antagonist in Goethes 1808 erschienener Tragödie. Ein vielschichtiger Charakter – listig, wortgewandt und zerstörerisch. Er will Faust zu einem ausschweifenden und triebhaften Leben verführen und zeigt ihm seine innersten Abgründe auf. Eine spannende Figur, vor allem für Theaterschauspieler wie Christoph Bangerter. In einem Stück des Alten Schauspielhauses Stuttgart inszeniert er Mephisto als Fausts Alter Ego – als dessen triebhafte Seite, die nach Lust und Genuss giert. Eine anspruchsvolle Rolle, die Bangerter einiges abverlangt.

Goethes Faust I wurde 1829 uraufgeführt und ist seitdem eines der meistgespielten Stücke auf deutschen Bühnen. 2017 inszenierte der britische Regisseur Ryan McBryde für das Alte Schauspielhaus Stuttgart seine ganz eigene Version. Mit der Kamera haben wir sechs Wochen lang die Proben begleitet. Sie geben einen Einblick in die kreative Zusammenarbeit von Regie und Schauspiel und zeigen daneben verschiedene Theatergewerke, die an der Inszenierung beteiligt sind: Video-, Ton- und Bühnentechnik, Dekoration sowie Masken-, Bühnen- und Kostümbild.