Georg Büchner

Gespannt verfolgt Georg Büchner, wie in Paris 1830 erneut die Fahne der Revolution gehisst wird. In einer Rede in der Schule verteidigt er daraufhin das Recht des Einzelnen, sich gegen die absolute Macht des Staates zur Wehr zu setzen. Später studiert er Medizin und Naturwissenschaften in Straßburg und Gießen, wo er 1834 mit Gleichgesinnten die „Gesellschaft für Menschenrechte“ gründet. Nach der Veröffentlichung des „Hessischen Landboten“ steckbrieflich gesucht, flieht er nach Straßburg. Unter dem Eindruck dieser Ereignisse entsteht das Drama „Danton’s Tod“ über das Scheitern der Französischen Revolution. 1836 geht Büchner nach Zürich, wo er als Privatdozent für Medizin bis zu seinem frühen Tod arbeitet.

„Ausfluß verwerflichster Gesinnung, hochverräterisch, eine Schrift, die geradezu zum Umsturz des Bestehenden auffordert.“ Die Behörden – durch Verrat über den Druck des „Hessischen Landboten“ informiert – sind alarmiert. Sie verhaften einige Freunde Georg Büchners, er selbst flieht nach Frankreich. Letztendlich scheitert der Aufruf zum „Kampf der Armen gegen die Reichen“. Es finden sich zu wenig Verbündete, auch ist der Inhalt der Flugschrift vielen zu radikal. Illegal und nur heimlich verbreitet findet der „Hessische Landbote“ trotzdem seine Leser und gilt bis heute als die bedeutendste Flugschrift des Vormärz.

„Wo die Notwehr aufhört, fängt der Mord an. Ich sehe keinen Grund, der uns länger zum Töten zwänge.“ Die Geschichten der Französischen Revolution inspirieren Georg Büchner seit seiner Schulzeit. Seit 1830 kämpfen in Frankreich und in seiner Heimat die Menschen erneut für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. 1834 beginnt Büchner mit der Arbeit an „Danton‘s Tod“. Intensiv studiert er die Quellen, auch aktuelle Diskussionen fließen in sein Stück ein. Es geht um Macht, Gewalt und Ideale. Anders als Robespierre will Danton gewaltlos eine Republik erschaffen. Am Ende wird er selbst zum Opfer. „Danton’s Tod“ ist Büchners einziges Drama, das zu seinen Lebzeiten publiziert wird. Aktuell ist es bis heute.

Aus Straßburg schreibt Georg Büchner im Oktober 1835 an seine Familie: „Ich habe mir hier allerhand interessante Notizen über einen Freund Goethes, einen unglücklichen Poeten Namens Lenz verschafft, der sich gleichzeitig mit Goethe hier aufhielt und halb verrückt wurde.“ Jacob Michael Reinhold Lenz ist einer der wichtigsten Schriftsteller des Sturm und Drang, der psychisch krank an den Anforderungen des Alltags zerbricht. Büchner verarbeitet in „Lenz“ dessen reale Geschichte und setzt ihm zugleich ein literarisches Denkmal. Der Prosatext erscheint zwei Jahre nach Büchners Tod im „Telegraph für Deutschland“. Die originale Handschrift ist bis heute verschollen.

Ist „Leonce und Lena“ eine romantische Liebeskomödie? Tatsächlich verbirgt sich hinter Georg Büchners im Sommer 1836 verfasstem Lustspiel eine beißende Satire auf die deutsche Kleinstaaterei. Zentrales Thema ist zudem – wie in all seinen Texten – soziale Gerechtigkeit. „Leonce und Lena“ ist heute noch ein beliebtes Stück auf deutschen Bühnen. Dies zeigen auch die unterschiedlichen, im Film zitierten Inszenierungen: Die Münsteraner Gruppe „Freuynde + Gaestde“ versetzt das Stück in die Natur. Die Heidelberger Inszenierung bringt zudem Themen wie Langeweile und Antriebslosigkeit auf die Bühne und zeigt damit Büchners Aktualität.

„Es ging damals, und auch heute ist es ein aktuelles Thema, um die Zurechnungsfähigkeit. Inwieweit ist der Mensch wirklich verantwortlich für seine Taten?“ Johann Christian Woyzeck tötet 1821 in Leipzig seine Geliebte Johanna Christiane Woost. Er wird zum Tode verurteilt, obwohl er psychisch krank ist und unter Halluzinationen und Verfolgungswahn leidet. Georg Büchner kennt die medizinischen Gutachten und die anschließende Diskussion. Für ihn sind die Täter immer auch Opfer der Gesellschaft. Erstmals stellt er mit „Woyzeck“ einen Angehörigen der Unterschicht in den Mittelpunkt eines Dramas. Büchners Text ist nur als Fragment überliefert, aber gerade das macht seinen Reiz aus – auch für das Theater.

„Die Grundfrage bei Büchner: Was ist das, was in uns lügt, mordet und stiehlt? Was macht einen Mann zum Mörder? Was ist das, diese böse Saat in uns? Das war so die Ausgangsfragestellung, die ich versuchen wollte, zu untersuchen.“ Regisseur Kay Voges wählt 2010 für seine Inszenierung des „Woyzeck“ im Schauspiel Dortmund starke Bilder: Auf vier Tonnen Schnee kämpfen die Figuren um ihre Existenz – für die Schauspielerin und Schauspieler auch körperlich eine Herausforderung. Am Ende wird der Mord an Marie für Woyzeck zum Befreiungsschlag auf offener Bühne.