Franz Kafka

Franz Kafka wird 1883 in Prag geboren. Seine Familie gehört zur deutsch-jüdischen Mittelschicht. Aufgewachsen im Kaiserreich Österreich-Ungarn, erlebt er den Ersten Weltkrieg und danach die junge Demokratie der Tschechoslowakischen Republik. Zwischen 1912 und 1915 schreibt und veröffentlicht er seine Erzählungen „Das Urteil“ und „Die Verwandlung“ und arbeitet an zwei Romanen. Er schreibt nachts. Tagsüber arbeitet er als Jurist bei einer Versicherung. Schon bald werden seine Texte übersetzt und in vielen Ländern gelesen. Nur in Deutschland verhindert der Nazi-Terror die Rezeption seiner Werke. Erst in den 50er Jahren macht der Verleger Klaus Wagenbach Franz Kafka in der Bundesrepublik bekannt.

„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ – Während Gregor sich in die Situation einfindet, gewinnt er einen ganz neuen Blick auf sich selbst und seine Familie. Indessen wenden sich seine Eltern und Schwester, die er bislang versorgt hat, von ihm ab und wollen ihn schließlich nur noch loswerden. Am Ende stirbt Gregor in seinem Zimmer und wird von einem Hausmädchen in den Müll geworfen. Franz Kafka hat mit seiner Erzählung „Die Verwandlung“ einen Text geschrieben, der mehr als 100 Jahre nach seiner Entstehung immer noch vielfältige und ganz unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten für Film und Theater bietet.

Im Frühsommer 1914 zieht Franz Kafka nach Berlin und taucht ein in das turbulente Leben der Hauptstadt. Seine private – er löst seine Verlobung mit Felice Bauer – wie auch die weltpolitische Situation kurz vor dem Ersten Weltkrieg sind angespannt. In dieser Zeit beginnt er mit dem „Process“, den viele als Kommentar zu seiner persönlichen Situation lesen. „Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ Josef K.s Leben wird völlig auf den Kopf gestellt. Der absurde wie undurchsichtige „Process“ dauert ein Jahr, dann wird Josef K. hingerichtet – ohne Urteil. Kafkas Roman bleibt ein Fragment, die Reihenfolge der Kapitel ist bis heute umstritten.

In Franz Kafkas erstem Roman wird der 16-jährige Karl Roßmann von seinen Eltern zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Amerika geschickt, weil er ein Dienstmädchen geschwängert hat. In den USA trifft er auf unterschiedlichste Menschen – Helfer, Ausbeuter und Verführerinnen. Realistisch geht es selten zu, dafür abwechslungsreich und unterhaltsam. Kafka war nie in den USA. Briefe seiner ausgewanderten Verwandten, Literatur und eigene Erlebnisse fließen in seinen unvollendeten Roman ein. Als Mitarbeiter der Arbeiterunfallversicherung kennt er die unmenschliche Arbeit in vielen Industriebetrieben und Büros. Er weiß, worüber er schreibt. Als erster deutschsprachiger Autor schildert er einen Streik.

„Und darum wisse: Ich verurteile dich jetzt zum Tode des Ertrinkens!“ – Im „Urteil“ diffamiert ein Vater die Verlobte seines Sohnes als Verführerin, verhindert so die Eheschließung und treibt seinen Sohn in den Selbstmord. Franz Kafka entwickelt in diesem Roman bereits alle Figuren, die auch in seinen weiteren Texten wichtig sind: Den mächtigen Vater, den Sohn – der Junggeselle bleibt – und die verführerische Frau. Er selbst stellt in seinem Tagebuch eine Beziehung zwischen seiner Freundin Felice Bauer und der Romanfigur Frieda Brandenfeld her. Kafka sieht sich als Schriftsteller. Aus Angst, dass ihm eine Familie keine Zeit zum Schreiben lässt, verlobt er sich mehrmals, ohne zu heiraten.