Katharina macht daraus eine lukrative Herberge für Studenten und andere Gäste – mit Vollpension. Martin Luther ist weltberühmt. Das zieht Gäste an aus nah und fern. Wie auf einem Jahrmarkt gehe es zu, heißt es. Jeden Tag seien bis zu 50 Leute im Haus: neben der Großfamilie sind Knechte, Mägde und Gäste zu versorgen – um all das kümmert sich die „Lutherin“. Katharina braut Bier und lässt einen Weinkeller einrichten. Die vielen Menschen brauchen Platz. Das Kloster wird ausgebaut. Katharina beaufsichtigt die Bauarbeiten. Außerdem kümmert sie sich um Luthers Landbesitz in der Umgebung. Sie entscheidet, wo etwas dazugekauft wird. Luther muss unterschreiben – denn formell gesehen ist natürlich er der Herr im Haus, und Frauen dürfen in der Zeit ohnehin kaum etwas selbstständig entscheiden. Bezeichnenderweise schreibt Luther aber an einen Tischler, als er eine Truhe bestellt, dass ihm dies sein „lieber Herr Käthe“ aufgetragen habe. Ein anderes Mal sieht er Katharina gar als seine „Gebieterin“. Titulierungen, die Luther durchaus liebevoll meint.
Die Luthers gehören mit der Herberge, dem Landbesitz, großem Viehbestand und einem Professorengehalt zu den wohlhabendsten Familien in Wittenberg. Die reformatorischen Schriften verschaffen Martin Luther zwar Weltgeltung, aber kein zusätzliches Einkommen. Am Tisch des Reformators sitzen neben Studenten auch Kurfürsten und Herzöge und diskutieren mit ihm die Fragen der Zeit. Die selbstbewusste und gebildete Katharina ist mit dabei.
Martin Luther und seine Frau Katharina haben sechs Kinder. Obwohl sie gut für sie sorgen und im Hause Luther niemand hungern muss, sterben zwei von ihnen früh – wie in vielen anderen Familien auch. Nur jedes zweite Kind erreicht in dieser Zeit das Erwachsenenalter. Ursache sind unzureichende oder einseitige Ernährung, ansteckende Krankheiten, die nicht weit entwickelte Medizin und mangelnde Hygiene.
20 Jahre lang sind Katharina von Bora und Martin Luther verheiratet. 1546 stirbt der Reformator. Obwohl er Katharina in seinem Testament als Alleinerbin eingesetzt hat, brechen nun schwere Zeiten für sie an. Schon wenige Monate nach Luthers Tod kommt es zum Schmalkaldischen Krieg zwischen Protestanten und Katholiken. Katharina muss aus Wittenberg fliehen. Im Juli 1547 kann sie zurückkehren. Der Herbergsbetrieb läuft aber nicht mehr so gut ohne Martin Luther als Anziehungspunkt. 1552 muss Katharina erneut fliehen – diesmal vor der Pest. Auf dem Weg nach Torgau erleidet sie einen schweren Unfall. An den Folgen stirbt sie im selben Jahr. Ihr Grabstein steht in der Torgauer Marienkirche. Das ehemalige Wohnhaus, das „Lutherhaus“ in Wittenberg, aber ist heute ein Museum und damit die zentrale Erinnerungsstätte an das Leben des Reformators Martin Luther und seiner „Herrin Käthe“.