Der Mönch Luther ist Theologieprofessor an der kursächsischen Universität zu Wittenberg. Seine Gelehrsamkeit genießt den besten Ruf. Seine Vorlesungen ziehen Studenten aus ganz Europa an. Kurfürst Friedrich der Weise ist stolz auf seinen berühmten Professor.
Luther ist auch Seelsorger und predigt in der Wittenberger Stadtkirche. Viele Gläubige allerdings bleiben der Beichte fern, um sich stattdessen mit Ablassbriefen von ihren Sünden loszukaufen. Das kirchliche Geschäft mit der Angst um das Seelenheil läuft gut. So ist der Prediger Johann Tetzel im Auftrag des Magdeburger Erzbischofs Albrecht von Brandenburg unterwegs, um von den Gläubigen Ablassgelder zu kassieren, die dieser zur Bezahlung seiner Schulden braucht. Die Kritiker reimen spöttisch auf ihn gemünzt: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ Der Erzbischof finanziert mit den Einnahmen aus den Ablassbriefen seinen aufwendigen Lebensstil – was ihn nicht daran hindert, sich als Heiliger malen zu lassen. Luther ist empört. Er bestreitet, dass sich die Gläubigen mit Geld von ihren Sündenstrafen bei Gott loskaufen können und sieht sich gezwungen zu reagieren. Er schreibt ein wissenschaftliches Gutachten. Schließlich ist er im Hauptamt Professor. Dieses Gutachten wird später als die „95 Thesen“ bezeichnet. Darin kritisiert er den Ablass noch nicht grundsätzlich. Er wendet sich nur gegen die Auswüchse. Der Legende nach soll Luther die Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben – eine bis heute populäre, aber nicht sicher bezeugte Geschichte.
Seine Ablassthesen werden zunächst auf Latein, dann auf Deutsch im ganzen Reich verbreitet und von vielen begeistert aufgenommen. Seine Gegner nehmen sie dagegen zum Anlass, in Rom einen Ketzerprozess gegen ihn anzuzetteln. Als Luther sich weigert, seine Thesen zu widerrufen, droht Papst Leo X. ihm in einer Bulle mit dem Ausschluss aus der Kirche.
Luther reagiert auf seine Weise: Er verbrennt die päpstliche Urkunde öffentlich vor den Toren Wittenbergs – schon das ist eine Provokation für die katholische Kirche. Er lässt aber außerdem die auf Latein verfasste Bannandrohungsbulle ins Deutsche übersetzen, um ironische Kommentare dazu zu schreiben und das Ganze drucken und verbreiten zu lassen. All das war für die damalige Zeit ungeheuerlich. Papstkritik hatte es zwar auch schon im Mittelalter gegeben, aber dass sich jemand über den Papst lustig macht und ihn mit Ironie überzieht, war neu und zeugt vom außergewöhnlichen Selbstbewusstsein Luthers.