Renaissance

Es herrscht Endzeitstimmung um das Jahr 1500. Die Angst vor dem Weltuntergang geht um. Nachrichten über Naturkatastrophen, Seuchen und Krankheiten verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Als auch noch ein Blitz in die Residenz des Papstes einschlägt, sehen viele Menschen darin ein Zeichen Gottes. Sie flüchten sich in Gebete und ein gottgefälliges Leben. Buße und Beichte gehören zum Alltag – auf dem Land wie in der Stadt. Als sich die Ablasstruhen immer mehr füllen, prangert der Theologe Martin Luther schließlich den Schacher um das Seelenheil an. Mit seinen Thesen trifft er auf eine zutiefst verunsicherte Christenheit. Seine Kritik wird die katholische Kirche herausfordern.

Mit 40.000 Einwohnern ist Nürnberg um 1500 eine der größten Städte im deutschen Raum und Zentrum des europäischen Fernhandels. Die Ratsverfassung garantiert den Bürgern gewisse Freiheiten und sogar politische Mitbestimmung. Das ist auf dem Land undenkbar: Hier leben die meisten Menschen in Abhängigkeit von ihrem Grundherren und müssen Abgaben und Dienste leisten. Anders wer Stadtbürger ist, also eine bestimmte Höhe an Einkünften vorweisen kann: Er verfügt über besondere Rechte und muss im Gegenzug die Freiheit der Stadt verteidigen. Regieren tut die städtische Oberschicht – die Patrizier. Sie stellen die Mehrzahl der Mitglieder im Stadtrat. Ärmere Stadtbewohner sind von der politischen Teilnahme ausgeschlossen.

Ende des Mittelalters kommt die Geldwirtschaft ins Rollen. In Italien entstehen die ersten Banken und ein neues Denken: Reiche Kaufleute investieren und verleihen Geld gegen Zinsen. Einige werden dadurch vermögender als Könige und Kaiser – so die Fugger. Das schwäbische Kaufmannsgeschlecht zählt um 1500 zu den erfolgreichsten Unternehmerfamilien Europas. Die Fugger besitzen nicht nur eine Monopolstellung im Metallhandel. Große Profite bringen auch der Handel mit Pelzen, Gewürzen und Juwelen sowie die Bankgeschäfte der Familie. Als brillanter Stratege weiß Jakob Fugger mit seinem Geld zudem geschickt die Reichspolitik zu lenken und sogar die Wahl des Kaisers zu beeinflussen.

Lange Zeit werden Bücher mühsam mit der Hand abgeschrieben. Sie sind teuer im Kauf und ein Privileg weniger Gelehrter oder Geistlicher. Erst die Erfindung des modernen Buchdrucks durch Johannes Gutenberg revolutioniert ab 1450 die Medienwelt. Dank der von ihm entwickelten beweglichen Metallletter und der Druckerpresse werden Texte und Bilder jetzt zur beliebten Massenware. Es kann schneller, billiger und in größeren Mengen gedruckt werden als je zuvor. Ende des 15. Jahrhunderts gibt es europaweit über 250 Druckereien, in denen 17 Millionen Bücher gedruckt werden. Auch Flugblätter und Flugschriften erscheinen dank der „schwarzen Kunst“ jetzt in großer Auflage.

Im frühen 14. Jahrhundert werden Schriften der griechischen und römischen Antike neu entdeckt und übersetzt. Es gilt, das verloren gegangene Wissen neu zu beleben. Den Anstoß dazu gibt der italienische Gelehrte Petrarca. Er gilt als Begründer des Humanismus, der geistigen Strömung der Renaissance. Diese stellt den Menschen ins Zentrum ihres Denkens – als eigenverantwortliches Individuum, das sich durch eine humanistische Bildung frei entfalten soll. Auch in der Kunst schlägt sich dieses Ideal nieder. Maler wie Raffael, Michelangelo, Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer schaffen mit neuen Maltechniken und Farbkompositionen einzigartige Meisterwerke, die einen neuen, detailgetreuen und unvergleichbaren Blick auf den Menschen werfen.

Die Erde als Mittelpunkt des Universums: Fast 1.500 Jahre gilt das geozentrische Weltbild des antiken Mathematikers Claudius Ptolemäus als unanfechtbare Wahrheit. Doch in der Renaissance wird es in Frage gestellt. Der Theologe und Astronom Nikolaus Kopernikus veröffentlicht ab 1540 seine wissenschaftlichen Beobachtungen, wonach die Sonne im Zentrum des Universums steht. Sein heliozentrisches Weltbild wird später von Johannes Kepler und Galileo Galilei bestätigt – und sie gehen noch weiter: Sie entdecken unter anderem, dass sich die Planeten in Ellipsen um die Sonne bewegen. Empirische Forschung und die Entdeckung universeller Gesetze verändern das Weltbild der Menschen der Renaissance nachhaltig und begründen die modernen Naturwissenschaften.

Einen lebendigen Rundgang durch die Geschichte können Besucherinnen und Besucher im Nürnberger Tucherschloss erleben. Eine Schauspielerin gibt Einblicke in das Leben einer Patrizierfamilie des 16. Jahrhunderts. Sie verkörpert Katharina Tucher, die mit ihrem Mann Lorenz II. dank Fleiß und kaufmännischem Geschick ein Vermögen durch Metall- und Gewürzhandel macht. Vor allem der Handel mit Ingwer, Safran und Peffer spült Geld in die Kassen der Familie, denn die exotischen Gewürze können sich damals nur wenige leisten. Lange Zeit gehören die Tucher zu den erfolgreichsten Kaufmannsdynastien Nürnbergs.