Absolutismus II

Absolutistische Herrscher regieren im frühen 18. Jahrhunderts in Europa. Doch der Geist der Aufklärung sorgt für Veränderungen. Monarchen wie Friedrich II. von Preußen prägen eine neue Herrschaftsform: den aufgeklärten Absolutismus. Sie sehen sich als Monarchen, die zum Wohl ihrer Untertanen und des Staates nach dem Grundsatz der Vernunft handeln. Reformen sollen die Staatskassen füllen und soziale Missstände bekämpfen. An der Macht beteiligt, bleibt aber weiterhin nur der Adel. Und auch der Krieg ist immer noch ein Mittel der Politik. Friedrich will Preußen mit aller Gewalt zur Großmacht machen. In Österreich, Preußens schärfstem Rivalen, versucht sich Kaiser Joseph II. als volksnaher, rationaler Aufklärer. Er gerät damit jedoch in Konflikt mit seiner ehrgeizigen und religiösen Mutter Maria Theresia.

Friedrich II. von Preußen, später auch Friedrich der Große genannt, ist eine schillernde und widersprüchliche Persönlichkeit. Er ist Künstler und Feldherr, Aufklärer und Alleinherrscher zugleich. Kaum ein anderer Monarch verkörpert den aufgeklärten Absolutismus so wie er. Bereits in jungen Jahren interessiert sich Friedrich für Kunst und Philosophie und schafft direkt nach seiner Thronbesteigung 1740 die Folter ab. Er steht in Kontakt mit Vordenkern der Aufklärung wie Voltaire und will den preußischen Staat modernisieren. Durch umfangreiche Reformen und Infrastrukturprojekte, aber auch den rücksichtslosen Einsatz der preußischen Armee – etwa in den Schlesischen Kriegen gegen Österreich – macht er Preußen zu einer europäischen Großmacht.

Mit 23 Jahren tritt Maria Theresia die Herrschaft über ein Vielvölkerreich an, dass sich von Österreich bis zu den Niederlanden und von Italien bis nach Böhmen und Schlesien erstreckt. Streng katholisch erzogen, ist ihr ganzes Wirken auf die Stabilität des Habsburger Imperiums ausgerichtet. Die Monarchin gilt als selbstbewusst, willensstark und entschlusskräftig. Gegen Angriffe auf ihr Reich weiß sich Maria Theresia zu wehren, auch wenn sie als Frau nicht selbst die kaiserlichen Truppen anführen kann. Sie gibt sich reformfreudig und doch bleibt sie gegenüber aller Modernisierung kritisch: Ihr Ideal ist das einer allmächtigen Herrscherin, die eine disziplinierte, streng katholische Bevölkerung regiert und die ihre Dynastie zu neuer Größe führt.

Das Leben am Hof ist im 18. Jahrhundert streng geregelt. Die höfische Etikette muss peinlich genau befolgt werden und schreibt vor, wie sich die Hofgesellschaft zu benehmen und zu kleiden hat. Denn es geht um Rang und Standesbewusstsein. Adelige Damen in ganz Europa tragen ihre Kleider und ihr Haar nach französischer Art. Sie kleiden sich in ausladenden Reifröcken und zeigen viel Dekolleté. Das Anziehritual ist kompliziert und ohne Dienerinnen kaum zu schaffen. Männer tragen nach dem Vorbild des französischen Königs Ludwig XIV. „Justaucorps“ genannte Röcke, knielange Hosen und Schuhe mit kostbar verzierten Schnallen. Gepuderte Perücken und aufwändiges Make-up sind bei ihnen ebenso „en vouge“ wie bei der Damenwelt.

Mitten im Siebenjährigen Krieg übernimmt Leopold III. Friedrich Franz die Herrschaft über das kleine Fürstentum Anhalt-Dessau. Er will sein Land wiederaufbauen und reformieren und nimmt dafür auch repräsentative Projekte in Angriff. Von einer Reise nach England inspiriert, lässt Leopold III. 1765 den Wörlitzer Park anlegen – einen Landschaftsgarten, der dem Ideal der Aufklärung entspricht. Im Gegensatz zur strengen Ästhetik der Barockgärten gleicht hier alles einem kunstvoll inszenierten Wildwuchs. Das Gelände dient als „begehbares Bildungsprogramm“, inklusive einer Miniaturausgabe der englischen Iron Bridge und des Vesuv. Im Zeichen der Aufklärung preist der Park auch die religiöse Toleranz und beherbergt neben einer christlichen Kirche eine jüdische Synagoge.