inn-joy, 02.07.2013
Martin Luther, Mönch und Theologe: Mit seiner Kritik will er die Kirche reformieren – nicht spalten. Doch genau das geschieht. Seine neue Glaubenslehre wird durch den Buchdruck verbreitet und verändert die Welt – bis heute. Der Hauptfilm schlägt einen Bogen von den Anfängen der Reformation in Wittenberg über ihre Ausbreitung in ganz Europa. Der Film veranschaulicht das Ende der katholischen Kirche als einzige, universale Kirche. Unterschiedliche theologische Glaubensvorstellungen sind jetzt in der Welt. Überall zeigt sich: Das Zeitalter der Konfessionalisierung ist extrem konfliktträchtig. Sechs Module zeigen die gewaltigen Auswirkungen der Reformation im Heiligen Römischen Reich: in den Städten, auf dem Land und im Alltag der Menschen. Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger von der Universität Münster übernahm die wissenschaftliche Beratung und bewertet im Interview die historischen Zusammenhänge aus aktueller Forschungsperspektive.
Kritik:
Wenn man sich in den Fächern Geschichte und Religion mit der Epoche der Reformation beschäftigt, kommt man um einen Namen nicht herum. Die Rede ist von Martin Luther. Kein Mann hat sowohl die Kirche, als auch den Staat, die Gesellschaft und in gewissem Maße auch die Politik beeinflusst, wie der Mönch und Theologe aus Eisleben. Da versteht es sich von selbst, dass ihm in der Reihe „Geschichte interaktiv“ eine eigene Episode gewidmet wird. Diese trägt den Titel „Die Welt um 1500 II – Reformation“.
Im Hauptfilm geht es um die „Reformation in Europa“. Hier zeigen die Autorinnen zunächst die Situation von Kirche und Christentum vor der Reformation auf. Dass die Reformation nicht nur von Luther getragen wurde, sondern auch Mitstreiter in anderen Ländern und Städten hatte, dafür stehen die Namen Huldrych Zwingli und Johannes Calvin, aber auch die Bewegung der so genannten „Widertäufer“ aus dem westfälischen Münster. Sie alle hatten ihre eigene Vorstellung von der „rechten“ Kirche und dem „rechten“ Glauben. Der Film wirft auch einen Blick in den Norden, wo die Staatskirchen in Skandinavien und England bis heute eine entscheidende Rolle spielen. Gleichzeitig wird deutlich, dass mit einer neuen Konfessionalisierung auch immer Religionskriege einhergehen.
Die sechs Module gehen dann vertieft auf den Hauptfilm ein bzw. ergänzen das Thema „Reformation“. Im ersten Modul geht es um Martin Luther und seinen Wandel vom Mönch zum glühenden Kritiker und Reformator sowie die Auswirkungen seiner Lehre bis in die Gegenwart. Im zweiten Modul steht die „Reformation als Medienereignis“ im Fokus der Betrachtung. So zeigen die Verantwortlichen, wie damals schon geschickt Propaganda eingesetzt wurde, um das Volk zu beeinflussen. Auch der Buchdruck, der für die Verbreitung der Lehre Martin Luthers die wichtigste Erfindung gewesen ist, wird in seiner Entwicklung dargestellt.
Wie sich die Reformation auf den Alltag niederschlug, darum geht es im dritten Modul. Denn auch die Klöster wurden natürlich von der Reformation beeinflusst ebenso wie die Ehe und die Familie. Welche Auswirkungen die Reformation für die Städte hatte bzw. warum die Städte so eine entscheidende Rolle für die Verbreitung der reformatorischen Idee spielten – dazu erfahren wir mehr im Kapitel vier. Modul fünf schließlich porträtiert Luther als Familienmenschen und zeigt den Alltag des Martin Luther. Die Episode schließt mit dem sechsten Modul, das vor allem im Religionsunterricht einsetzbar ist. Hier werden ein katholischer und ein evangelischer Gottesdienst im Dom zu Wetzlar gezeigt.
Die Modulinhalte werden wie immer von professionellen Sprechern erläutert. Darüber hinaus illustrieren zahlreiche zeitgenössische Darstellungen die Erläuterungen sowie Filmaufnahmen von historischen Orten und Bauwerken wie der Wartburg oder der Lambertikirche in Münster.
Selbstverständlich bietet die aktuelle Episode auch wieder hervorragendes Unterrichtsmaterial, welches gut eingesetzt werden kann. So gibt es beispielsweise einen Quellenauszug aus den „95 Thesen“ oder auch einen Auszug aus einem Gespräch Kardinal Cajetans mit Friedrich von Sachsen. Doch nicht nur Originalquellen werden den Schülerinnen und Schülern geboten. Auch Sekundärliteratur ist mit dabei. So lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Quellen und Texte kennen, können ihren Wert einschätzen und kritisch mit ihnen arbeiten. Zu jedem Arbeitsblatt gibt es auch Fragen, die zum Teil operationalisiert sind. Ergänzt wird das Quellenmaterial durch Zeitleisten, Biographien, Methodenkarten, Literaturhinweisen und Internetlinks. Schön: Die CD-Rom läuft sowohl auf einem Windows-PC, als auch auf einem Apple Mac!
Fazit:
Wieder hat die dokumentARfilm eine hervorragende DVD samt erstklassigem didaktischen Begleitmaterial veröffentlicht, welches einen ausführlichen Einblick in das Leben Martin Luthers, der Reformation und ihrer Folgen gewährt. Einziger Kritikpunkt: Das Unterrichtsmaterial ist nicht binnendifferenziert. Vielleicht ist dies noch eine Anregung für die weiteren Folgen.
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
D. Stappen