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inn-joy, 05.05.2012

Von Lars Zimmermann, Menden (Privatgymnasium WBG)

Dies ist Teil II der Doppelfolge mit einem Längsschnitt zu wichtigen Kriegen und Friedensschlüssen der Neuzeit. Frieden ist mehr als nur „nicht Krieg". Der klassische Friedensvertrag ist heute überholt. Ist der Wunsch nach dauerhaftem Frieden in Zeiten von Bürgerkriegen und Terrorismus eine Utopie? Im Hauptfilm (ca. 20 Min.) erklären Experten Schlüsselbegriffe des Friedens wie Waffenstillstand und Kapitulation, Verhandlung, Schuld und Ahndung von Kriegsverbrechen. Dazu definieren sie „Frieden“ aus historischer, juristischer und theologischer Perspektive.

Sechs Module (je ca.15-19 Min.) dokumentieren wichtige Friedensschlüsse, die Friedensbewegung und Friedenstheorien. Die Schülerinnen und Schüler werden für Besonderheiten und Charakteristika sensibilisiert und können dank der Kapitelstruktur die Friedensschlüsse vergleichend bearbeiten und sich problem- und handlungsorientiert mit ihnen auseinandersetzen.

Kritik:

Nachdem im vergangenen Herbst mit „Längsschnitt Krieg und Frieden I – Krieg“ der erste Teil der Doppelfolge zu Krieg und Frieden in der Reihe „Geschichte interaktiv“ bei der dokumentARfilm erschienen ist, folgt nun mit Folge 17 „Längsschnitt Krieg und Frieden II – Frieden“.

Wie auch der erste Teil ist die DVD zu den wichtigsten Friedensschlüssen chronologisch aufgebaut und entspricht den jeweiligen Gegenparts der ersten Teilfolge. Den Hauptfilm „Frieden – Definition und Grundbegriffe“ ergänzen sechs Module, welche wie immer unabhängig voneinander und vom Hauptfilm zu bestimmten Bereichen in einer Unterrichtsreihe eingesetzt werden können. Natürlich verfügt auch diese Folge wieder über eine separate CD-ROM mit didaktischem Begleitmaterial. Alle Materialien und Filme liegen in englischer und deutscher Sprache vor und können somit auch im bilingualen Geschichtsunterricht eingesetzt werden.

Die Inhalte der DVD und ihre Aufbereitung im Einzelnen: Der Hauptfilm (ca. 20 min.) stellt Schlüsselbegriffe des Friedens wie „Waffenstillstand“, „Kapitulation“, „Verhandlung“, „Schuld“ und „Ahndung von Kriegsverbrechen“ dar. Darüber hinaus definieren die zu Wort kommenden Experten „Frieden“ aus historischer, juristischer aber auch theologischer Sicht.

Die einzelnen Module befassen sich mit den wichtigsten und für die Deutschen weitreichendsten Friedensschlüssen. Da das erste Modul der Teilfolge „Krieg" den Dreißigjährigen Krieg von 1618-1648 vorgestellt hat, beginnt die DVD „Frieden" natürlich mit dem Westfälischen Frieden 1648. Es wird zunächst die Ausgangslage dargestellt. Danach folgen die Verhandlungen, die Bevölkerung und die Ergebnisse des Friedensschlusses. Diese Zusammenhänge werden kompetent von Michael Kaiser von der Universität Köln und Barbara Stollberg-Rilinger von der Universität Münster erläutert und von einer professionellen Sprecherin kommentiert. Illustriert werden sie von zahlreichen Gemälden, zeitgenössischen Stichen etc. Daneben werden immer wieder kurze Spielszenen eingebaut und Szenen der historischen Orte Münster und Osnabrück.

Modul zwei thematisiert den Wiener Kongress 1814/15 nach den Napoleonischen Kriegen von 1792-1815. Erläutert werden die Zusammenhänge im zweiten Modul von Edgar Wolfrum von der Universität Heidelberg. Illustriert wird das Modul wiederum durch Gemälde, zeitgenössische Stiche, Karten, Karikaturen und Spielszenen.

Das dritte Modul behandelt den Versailler Vertrag von 1919. Unterteilt ist das Modul in „Waffenstillstand 1918“, „Verhandlungen und Ziele“, „Ergebnisse“, „Reaktionen in Deutschland, Unterzeichnung und Völkerbund“ sowie „Ausblick“. Unterstützt wird das Modul u.a. durch Filmaufnahmen, Zeichnungen und interaktive Karten, erläutert werden die Zusammenhänge von Sönke Neitzel von der Universität Glasgow.

Modul vier legt den Fokus auf das Potsdamer Abkommen 1945. Hier finden sich Informationen zur „Kapitulation Deutschlands und Gründung der UNO“, zum „Ideologischen Grundkonflikt: USA-Sowjetunion“, der in den Kalten Krieg mündete, zur „Potsdamer Konferenz“ und ihren Ergebnissen, zum „Nürnberger Prozess“ sowie ein Überblick „von Potsdam zu den Zwei-plus-Vier-Gesprächen“. Hier könnte man natürlich überlegen, ob das Modul nicht etwas zu weit greift. Vielleicht hätte der Titel eher „Potsdamer Abkommen 1945 und seine Folgen für Deutschland und Europa“ heißen sollen. Denn hier werden gleich mehrere Aspekte abgehandelt, die zwar eine Folge des Abkommens beziehungsweise des Verlustes des gemeinsamen Gegners von USA und UdSSR, Nazideutschland, sind, doch reichen sie weit darüber hinaus. Gerahmt werden die wissenschaftlichen Kommentare von Kerstin von Lingen von der Universität Heidelberg und Bernd Greiner von der Universität Hamburg von zahlreichen Filmausschnitten, Karten u.a.

Im fünften Modul wird die „Friedensbewegung“ thematisiert. Das Modul beinhaltet ein Unterkapitel zu „Ernst Friedrich und das Anti-Kriegsmuseum“ unter dem Aspekt „Krieg dem Kriege“, das Kapitel „Ohne mich – Gegen Wiederbewaffnung und Atomtod“, ein Kapitel zur Friedensbewegung während des Vietnam-Kriegs mit dem Titel „Frieden in Vietnam – Vietnamkrieg und amerikanische Bürgerrechtsbewegung“ sowie unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ ein Kapitel zu „Entspannungspolitik und NATO-Doppelbeschluss“. Auch hier werden die Zusammenhänge durch Filmausschnitte, Spielszenen, Karikaturen etc. dargestellt. Als Experten zu Wort kommen hier Tommy Spree (Enkel von Ernst Friedrich, einem Fotografen des 1. Weltkriegs, Pazifisten und Gründer der Organisation „Freie Jugend“), der Leiter des „Anti-Kriegsmuseums“, Edgar Wolfrum von der Universität Heidelberg sowie Christian Tomuschat von der Humboldt-Universität Berlin.

Die DVD schließt mit dem sechsten Modul. Hier stehen – unter dem Motto „Von Kant zu Küng“ – Friedenstheorien und Frieden heute im Vordergrund. Das Modul beginnt mit Immanuel Kant und seinem „Entwurf zum ewigen Frieden“. Es folgt ein Unterkapitel „Vom Völkerbund zur UNO“, in dem es u.a. um die Geschichte der UNO, ihre Möglichkeiten, Chancen aber auch Grenzen geht, ein Kapitel zur ICTY, dem „Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien“, der Friedenstheorie von Dieter Senghaas sowie dem „Projekt Weltethos“ des Schweizer Theologen und Kirchenkritikers Hans Küng. Experten sind Edgar Wolfrum von der Universität Heidelberg, Hans Küng und Christian Tomuschat von der Humboldt-Universität Berlin.

Das Arbeitsmaterial auf der CD-ROM ist wie immer vielseitig und erstklassig aufbereitet worden, verfügt über operationalisierte Arbeitsaufträge und bietet sowohl zum Hauptfilm als auch zu den einzelnen Modulen Quellen zur Erarbeitung und Vertiefung. So finden sich im englischsprachigen und deutschsprachigen Material unter anderem Biographien, Zeitleisten, Methodenkarten, Plakate und Karikaturen und Hinweise zu deren Analyse und vieles mehr wieder. Die Materialien sind – wie zu erwarten – schülerorientiert und adressatengerecht aufgebaut. Hinzu kommen Zeitleisten, Biographien und Lösungen. Manche Themenbereiche dieser zweiten Doppelfolge sind vielleicht nicht 1:1 in den Geschichtsunterricht zu übernehmen. Dennoch bieten sie einen guten Überblick über die wichtigsten Friedensschlüsse, Friedenstheorien, Friedensbewegungen und Überlegungen, wie ein weltweiter Frieden dauerhaft möglich sein könnte. In jedem Fall eine sehr interessante und „lohnenswerte“ DVD mit einem hervorragenden Angebot an Arbeitsmaterial.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

www.inn-joy.de