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inn-joy, 09.11.2017

Nachdem sich die Geschichte interaktiv-Folgen bislang vom Mittelalter bis zur 1989er Revolution bewegten, wagt man bei dokumentARfilm nun einen Sprung in die Ur- und Frühgeschichte. Da zu dieser Epoche kaum gutes Filmmaterial und auch (außer den obligatorischen Schulbüchern) wenig aktuelles bzw. gut aufbereitetes didaktisches Material angeboten wird, ist die Folge 28 von Geschichte interaktiv vor allem für Lehrerinnen und Lehrer der Unterstufe besonders gut geeignet, da das Fach Geschichte in der Unterstufe mit der Ur- und Frühgeschichte beginnt.

Die DVD besteht aus sieben Modulen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten befassen. Sie gehen unter anderem folgenden Fragestellungen nach: „Wie lebten die Menschen in der Steinzeit?“, „Wieviel Neandertaler steckt in uns?“ und „Warum war die Erfindung des Bronzegusses so revolutionär?“

Als Experten standen den Filmemachern von dokumentARfilm Museumspädagogen mit Rat und Tat zur Seite. Die Ausarbeitungen finden auf Basis der neusten Forschungserkenntnisse statt. Altersgruppengerecht veranschaulichen so genannte „Living-History-Darsteller“ das Leben der Menschen in der Stein- und Bronzezeit, des Neandertalers und des Homo sapiens. Neugierig machen sollen zwei Exkurse, die von Kindern für Kinder durchgeführt und vorgeführt wurden.

Gedreht wurde im Neanderthal Museum in Mettmann, im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen, im Federseemuseum in Bad Buchau sowie an diversen historischen Orten wie den Pfahlbauten am Bodensee.

Hier eine Übersicht der einzelnen Modulbeschreibungen durch dokumentARfilm:

Neandertaler und Homo sapiens

1856 stoßen Bergarbeiter im Neandertal bei Mettmann auf ein seltsames Skelett. Schon bald zeigt sich: Es ist ein fossiler Knochenfund, der weit zurück führt in der Menschheitsgeschichte, in die Zeit vor 40.000 Jahren. Damals in der Altsteinzeit lebt der „Neandertaler“. Ein Urmensch, ähnlich dem heutigen Menschen und doch anders: kräftiger gebaut, mit flacher Stirn und großer Nase. Den modernen Menschen, Homo sapiens, gibt es zu dieser Zeit auch schon. Die beiden Arten von Urzeit-Menschen leben teilweise sogar in den gleichen Gegenden. Beide können schon planvoll denken und handeln. Und doch wird der Neandertaler aussterben und nur der Homo sapiens überleben.

Die Steinzeit

Die Menschen der Altsteinzeit sind Nomaden. Sie ziehen umher immer auf der Suche nach Nahrung, jagen kleine und große Tiere, etwa Mammuts, und sammeln Beeren, Pilze, Nüsse und andere Pflanzen. Werkzeuge fertigen sie aus Stein, Holz und den Überresten erlegter Tiere, zum Beispiel Knochen. Vor ca. 12.000 Jahren geschieht ein revolutionärer Wandel: Die Menschen werden zu Bauern und damit sesshaft. Sie bauen jetzt Getreide an und züchten Tiere. Es entstehen erste Dörfer mit festen Häusern. Die Jungsteinzeit, das Neolithikum - ein riesiger Sprung in der Entwicklung der Menschheit.

Die Bronzezeit

Lange Zeit kamen wichtige Impulse für die Entwicklung der Menschheit aus dem Vorderen Orient. So ist es auch in der Bronzezeit, vor gut 5.000 Jahren. Damals gelingt es Menschen zum ersten Mal, aus Kupfer und Zinn einen neuen Werkstoff zu erzeugen: Bronze. Aus diesem Metall, härter als Stein und Kupfer, lassen sich deutlich bessere Waffen und Werkzeuge, aber auch glänzender Schmuck herstellen. Ein enormer technischer Fortschritt, der einen Entwicklungsschub ermöglicht. Die Arbeitsteilung verstärkt sich, der Handel erlebt einen Aufschwung, Kunst und Kultur werden beflügelt, aber es verstärken sich auch die sozialen Unterschiede.

Leben am Wasser von der Stein- bis in die Bronzezeit

In Unteruhldingen am Bodensee stehen Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit originalgetreu nachgebaut. Sie zeigen das Leben der Menschen vor 3.000 bis 6.000 Jahren. Frühzeitliche Siedlungen liegen oft direkt am Wasser, denn das Land ist meist dicht bewaldet und deshalb schwer zugänglich. Flüsse und Seen bieten mit den Fischen außerdem eine zusätzliche Nahrungsquelle. Vom Bodensee aus lassen sich über den Rhein weit entfernte Gegenden erreichen, ideal für den Handel. Das Wohnen am Wasser brachte den Menschen der Frühgeschichte viele Vorteile, die im Freilichtmuseum Unteruhldingen besonders anschaulich werden.

Mit den ArchäoKids durch die Steinzeit

Im Federseemuseum in Bad Buchau nahe Ravensburg wird die Steinzeit wieder zum Leben erweckt – von Kindern, den „ArchäoKids“. Sie führen durch das Freilichtmuseum, bekleidet wie es typisch war für unsere urzeitlichen Vorfahren. Geeignet sind die Führungen vor allem für andere Kinder, denn während der Tour darf vieles selbst ausprobiert werden, zum Beispiel eine altsteinzeitliche Speerschleuder. Besucherkinder können auch mit einer Reibemühle Korn mahlen – und dabei erfahren, wie mühsam das Leben in der Steinzeit war. Die ArchäoKids beantworten Fragen. Als kleine Experten kennen sie sich mit der Steinzeit aus.

Kinder entdecken die Steinzeit im Freilichtmuseum

Im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen können Kinder Spannendes über die Steinzeit erfahren und erleben. So etwa das Brennen von Ton. Die Menschen der Jungsteinzeit fertigen daraus nicht nur Gefäße, sondern auch Schmuck. Wie das geht, können Kinder in Oerlinghausen ausprobieren. Ebenso möglich: Brot backen. Der Teig muss geknetet, geformt und dann über einer Glut gebacken werden. Mit dem Brot kommt in der Steinzeit übrigens die Zivilisationskrankheit Karies auf. Denn beim Kauen wird aus der Stärke im Teig Zucker. Und der greift den Zahnschmelz an. Zähneputzen also nicht vergessen nach dem Besuch in der Steinzeit!

Geschichte im Fokus - Jagdwaffen der Steinzeit

Schon der Homo erectus, Vorfahre des modernen Menschen, jagt mit dem Wurfspeer. Mit dieser Waffe lässt sich eine Distanz von etwa 15m überbrücken. Doppelt so groß ist die Reichweite der deutlich später aufkommenden Speerschleuder. Als nach der Eiszeit große Wälder in Nordeuropa entstehen, setzen die Menschen auf eine weitere Innovation: den Bogen. Grund ist die stark veränderte Tierwelt. Die großen Herden von Rentieren und Wildpferden sind verschwunden. Tierarten wie Wildschweine, Rehe, Hirsche und Auerochsen dominieren nun und lassen sich als Einzeltiere mit Pfeil und Bogen besonders effektiv jagen.

Die Module sind sehr interessant gestaltet, die Schauspieler agieren professionell, die Erläuterungen der Sprecher und der Experten wurden so gehalten, dass auch Schülerinnen und Schüler der Unterstufe keinerlei Probleme haben, den Darstellungen und Erläuterungen folgen zu können. Qualitativ bewegt man sich bei dokumentARfilm auch bei Folge 28 erneut auf hohem Niveau.

Das didaktische Material

Wie schon bei den letzten Folgen, so liegt (in Kürze) auch für Folge 28 das didaktische Material online vor und wird für Käufer der Folge kostenlos bereitgestellt. Das Begleitmaterial zu jedem Filmmodul der DVD wurde in typischem „Geschichtsunterricht-Stundenschema“ aufgebaut: Zunächst gibt es Material zum „Einstieg“. Dann folgt Material zur „Erarbeitung“ und zur „Festigung“ (oder auch Vertiefung). Hieran schließen der didaktisch-methodische Kommentar und Musterlösungen an. Das didaktische Material ist sehr vielseitig und kann 1:1 in den Geschichtsunterricht übernommen werden. Binnendifferenziertes Material gibt es jedoch nicht. Schön: Die Autoren geben an, welche Kompetenzen durch das jeweilige Material gefördert werden und wie viel Zeit in etwa eingeplant werden sollte.

Fazit: Geschichte interaktiv Folge 28 „Ur- und Frühgeschichte - Von der Steinzeit zur Bronzezeit“ ist eine sehr gut realisierte, unterrichtsbegleitende DVD von dokumentARfilm, die durch hervorragende Module und gutes didaktisches Material auch die Schülerinnen und Schüler der Sek I. erreichen kann. Der Sprung in die „neue“ Epoche ist rundum gelungen.

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei dokumentARfilm für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

D. Stappen

inn-joy.de/movies/dvd-reviews/2013-gi-folge-28-ur-und-fruehgeschichte-von-der-steinzeit-zur-bronzezeit.html