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Silke Gatermann, 03.01.2017

Rezension zu Geschichte interaktiv 25 - Mittelalter II. Das Hochmittelalter - , 2016

Die neueste Folge der Schulfilmserie Geschichte aus der Werkstatt der Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH beschäftigt sich mit dem Hochmittelalter, dem für viele Schülerinnen und Schüler (SuS) der Sekundarstufe I spannendsten Abschnitt der Geschichte. In der Folge 24 erhielten die SuS bereits anschauliche Einblicke in die Lebenswelt des Frühmittelalters mit einem Besuch im Musemsdorf Düppel und lernten die Machtstrukturen der Grundherrschaft und des Lehnswesens kennen.

Viele SuS lesen gern Fantasy-Romane oder spielen Computerspiele mit mittelalterlichem Setting. Auf einen Besuch einer richtigen Burg oder eines Mittelalter-Spektakels mit Schaukämpfen und Turnieren hoch zu Ross freuen sich viele Kinder.

Das Modul 5 dieser Folge lädt ein zur kritischen Auseinandersetzung mit dieser und Urteilsbildung über diese Form der Living History. Ist es kommerzielles Theater? Oder entspricht es der Wirklichkeit des mittelalterlichen Lebens? Als Interviewpartner geben der Organisator der Burgmannentage in Vechta sowie ein Mitspieler Einsichten in die Zielsetzungen solcher Veranstaltungen.

Dass nicht nur die starken Männer als Ritter, Könige oder Kaiser die Macht vertraten, wird im Modul 4 thematisiert. Ausgewählt hat das Roerkohl-Team dafür die Äbtissinnen des Damenstiftes Quedlingburg. Es werden dabei auch die Unterschiede zwischen einem Kloster und einem Stift erläutert. Die Quedlinburger Äbtissinnen waren eng verwandt mit den regierenden Königen und übernahmen bei deren Abwesenheit auch die Reichsverwaltung. Ihre Stellung ermöglichte es ihnen, großen Einfluss auf die Reichspolitik auszuüben.

Diese beiden Vertiefungsmodule 4 und 5 stellen mit ca. 13 Minuten Länge die jeweils kürzesten Filmbeiträge dar.

Der Hauptfilm und die ersten drei Module decken die Standardthemen der Rahmenpläne der Sekundarstufe I sowie mögliche Schwerpunkte in der Sekundarstufe II ab.

Der ca. 29-minütige Hauptfilm lässt sich auch in fünf Einzelblöcken in den Unterricht integrieren. Die Einzelblöcke umfassen jeweils ca. 5-6 Minuten und werden durch vielfältige Aktivitäten bei der Erarbeitung und Vertiefung unterstützt. Die didaktisch und methodisch modern aufgemachten Arbeitsblätter ermöglichen Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit. Interessant für die SuS ist das Angebot, mit Spickzetteln einen Kurzvortrag vorzubereiten. Das Arbeitsmaterial mit den didaktisch-methodischen Hinweisen und Lösungsblättern ist wie immer erhältlich im Download-Bereich auf der Webseite der Produktionsfirma https://www.dokumentarfilm.com/mittelalter-ii-das-hochmittelalter.

Inhaltlicher Schwerpunkt des Hauptfilmes sind die bewaffneten Kämpfe, die im Namen der katholischen Kirche im Verlaufe des Hochmittelalters geführt wurden. Gegner sind Heiden, Muslime, Juden sowie abtrünnige Christen, die sich um die Reform der Kirche bemüht hatten. Ein Abschnitt widmet sich den Anstrengungen der Kirche, die eigene Machtposition zu verteidigen.

Das Modul 1 beleuchtet die Grundstrukturen der Herrschaft und untersucht die Veränderungen im Verhältnis von Papst und König. Jeweils 8-minütige Kurzfilme analysieren die Machtstrukturen unter Otto I., Heinrich IV. und Friedrich I. Barbarossa.

Diese Auswahl lässt für die SuS nachvollziehbar erscheinen, wie die Päpste und die Fürsten ihre Position gegenüber den Königen während des Hochmittelalters ausbauen und stärken konnten.

Dabei könnte den Schülerinnen und Schülern sicherlich noch eine selbst erstellte Zeitleiste helfen, um die Entwicklungen von den Ottonen zu den Staufern besser im Überblick zu erfassen.

In den Modulen 2 und 3 werden die Aufgaben des Klosters (Modul 2) und der Ritter (Modul 3) in 4-8-minütigen Kapiteln filmisch illustriert.

Benedict von Nursias Ordensregeln sowie der Alltag von Mönchen und Nonnen werden in Modul 2 durch reichhaltige Illustrationen aus mittelalterlichen Handschriften nahegebracht. Das Kloster Maulbronn dient als lebendiger Anschauungsort, so dass die trockenen Fachbegriffe zum Klosteraufbau für unsere SuS besser vorstellbar werden.

In Modul 3 folgen wir der Ausbildung eines Knappen zum Ritter und erfahren die Hintergründe über die Entwicklung der höfischen Welt und der Rittertugenden.

Die Marksburg am Rhein dient als Anschauung eines außerschulischen Lernortes und macht bestimmt Lust darauf, einmal eine Burg zu besuchen. Norddeutsche SuS erfahren auch, warum sie dafür etwas weiter fahren müssen: Burgen im Norden wurden in der Regel aus Holz erbaut. Der Kurzfilm über die Turniere und die Weiterentwicklung der Rüstungen und Waffentechnik im Verlaufe des Mittelalters stellt zudem eine Vorbereitung für die geforderte Urteilsbildung in Modul 5 dar. Hier wird nämlich veranschaulicht, welche unterschiedliche Rüstungen Ritterspieler bei manchem Mittelalterspektakel in einer Living-History-Schauschlacht tragen. In Wirklichkeit wären sie sich wohl nie begegnet.

Schülerinnen und Schüler lernen anhand von anschaulichen Aufnahmen an außerschulischen Lernorten. Sie erkennen, dass sie auch auf Grabplatten in den alten Klöstern und Kirchen Informationen über die Vergangenheit finden können. Beeindruckend sind die farbenreichen Ergebnisse der mühsamen Buchkunst aus der Sicht eines jungen ebook-Lesers allemal.

Fazit: Besonders ansprechend sind bei dieser Folge die in sich abgeschlossenen kurzen Filmbeiträge der einzelnen Module. So knapp schafft das kein noch so guter Lehrervortrag. Unbedingt empfehlenswert!

Silke Gatermann,Lehrerin für Geschichte/History, PGW/PSE, Englisch und Deutsch am Gymnasium Ohmoor, Hamburg