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PSM-Data Geschichte, 30.05.2012

Prüfsiegel PSM Data empfiehlt für DVD "Längsschnitt Krieg und Frieden II - Frieden" erhalten

Frieden

Das Wort „Frieden“ könnte für sich selbst stehen. Aber was bedeutet Frieden eigentlich? Frieden ist zu keiner Zeit selbstverständlich gewesen und insbesondere moderne Konflikte zeigen, dass Frieden schwierig zu erreichen oder sogar eine Utopie ist, für die stetig eingetreten werden muss. Doch ist Frieden lediglich Abwesenheit von Krieg oder steht mehr hinter dem Begriff?

Krieg und Frieden sind untrennbare Begriffe. Mit dem „Längsschnitt Krieg und Frieden“ aus der Dokumentarreihe „Geschichte interaktiv“ der Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH wurde bereits in Band 16 der Begriff des Krieges zum Thema gemacht. Im vorliegenden Band 17 „Längsschnitt Krieg und Frieden II – Frieden“ werden die Definition und Grundbegriffe des Friedens näher beleuchtet.

Die Reihe „Geschichte interaktiv“ punktet wie bewährt mit seinem bilingualen und modularen Aufbau. Einerseits gibt es auf einer DVD einen etwa 20-minütigen Hauptfilm, der die wesentlichen Begriffe des Friedens, Waffenstillstands, der Kapitulation, Verhandlung, Schuld und Ahndung von Kriegsverbrechen betrachtet. Andererseits sind auf der DVD sechs Film-module zu finden, die sich näher mit dem Westfälischen Frieden (1648), dem Wiener Kongress (1814/15), dem Versailler Vertrag (1919), dem Potsdamer Abkommen (1945) und der Friedensbewegung, ausgehend von der Weimarer Republik bis heute, befassen. Das sechste Modul widmet sich den Friedenstheorien von Immanuel Kants „Zum ewigen Frieden“ bis zum modernen Projekt „Weltethos“ des Schweizer Theologen Hans Küng und dem Frieden heute. Die Module haben eine Länge von je ca. 15-19 Minuten und sind damit zu weiteren „kleinen Hauptfilmen“ geworden, die den eigentlichen Hauptfilm ideal ergänzen und dessen Inhalte noch vertiefen. Diese sind in sich abgeschlossen, lassen sich einzeln im Unterricht einspielen, ohne den Zeitrahmen einer Unterrichtsstunde zu sprengen und können in Deutsch und Englisch abgespielt werden.

Im Hauptfilm erklären und deuten renommierte Historiker wie z.B. Sönke Neitzel, Edgar Wolfrum oder Kerstin von Lingen die verschiedenen Begriffe aus unterschiedlichen Perspektiven und anhand historischer Beispiele von Friedensschlüssen der Neuzeit, ab dem Westfälischen Frieden von 1648, die in den Modulen einzeln näher ausgeführt werden. Komplettiert werden die Expertenbeiträge durch Medien wie historische Grafiken, Fotos, Filmsequenzen oder Zeitungsartikel. Daneben wird auch auf Voraussetzungen für Friedensverhandlungen im Wandel der Zeit und auf den „Frieden heute“, der in Zeiten asymmetrischer Konflikte (wie etwa Bürgerkriege) oder des Terrorismus ohne klassische Friedensschlüsse und Friedensverhandlungen auskommen muss, eingegangen. Zielgerichtet zeigt der Hauptfilm auf, dass der Frieden, wie auch die Kriegführung, einem stetigen Wandel unterworfen ist und in Zeiten der Globalisierung einen internationalen Rahmen gewonnen hat. Frieden umfasst zudem nicht nur die Sicherheit einer Gesellschaft, sondern auch ein gewaltfreies, sozial gerechtes und auf demokratische Teilhabe, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit basierendes Wertesystem, das untereinander und innerhalb von Gesellschaften gelebt werden muss.

Besonders die Weltkriege und die Zeit zwischen diesen werden herausgehoben. Es wird aufgezeigt, dass der Zweite Weltkrieg aus dem als „Diktatfrieden“ empfundenen Frieden nach dem Ersten Weltkrieg resultierte und man nach 1945 seine Lehren aus den Fehlern von 1918 zog. In diesem Kontext wird auch folgerichtig auf die Schuldfrage zum Ersten Weltkrieg sowie auf das undeutliche „Sieger-Verlierer-Verhältnis“ des Novembers 1918 eingegangen. Ausgehend von dem Kriegsverbrechertribunal der Nürnberger Prozesse wurde im Hauptfilm die Brücke zur modernen internationalen Rechtsprechung des Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien bzw. des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag zur Ahndung von Kriegsverbrechen geschlagen.

Die Module 1 bis 4 zu den Friedensverhandlungen vom Westfälischen Frieden bis zum Potsdamer Abkommen werden in den historischen Kontext gesetzt, sodass die Zusammenhänge und Hintergründe verständlich werden. So werden z.B. zum Wiener Kongress – auch mit guten animierten Karten – die Restauration des Zustandes vor der Französischen Revolution und der napoleonischen Ära und der Zusammenhang zu den sich herausbildenden nationalistischen Tendenzen in der Folgezeit dargelegt. Sehr schön herausgestellt wird anhand der verschiedenen Beispiele aus den Modulen, dass geübte Ungerechtigkeit, Fremdherrschaft, Unterdrückung und Demütigung im Friedensprozess den Nährboden für neue Konflikte schafft. Diese Module ermöglichen daher nicht nur die Eigenheiten der Friedensschlüsse zu vergleichen, sondern auch Gesetzmäßigkeiten des Friedens und historische Zusammenhänge zu erkennen. Insoweit könnte die DVD auch regen Diskussionen und Gesprächen im Unterricht dienen.

Der DVD ist zusätzlich eine CD-ROM mit didaktischem Begleitmaterial beigefügt, die wie auch die DVD auf bilingualen Unterricht in Deutsch und Englisch ausgerichtet ist. Das sehr umfassende und nützliche Begleitmaterial umfasst den Lehrer unterstützende und den Unterricht bereichernde Bild- und Textquellen, Biografien sowohl historischer Persönlichkeiten als auch der Experten, die in den Filmbeiträgen der DVD zu Wort kommen. Darüber hinaus finden sich Zeitleisten, Methodenkarten („Skill Pages“) zur Analyse und Interpretation verschiedener Medien sowie englische Sprechertexte mit Glossaren und ein Literatur- und Linkverzeichnis.

Durch den Hauptfilm und die Module sowie deren moderate Länge erhalten die Lehrkräfte eine höhere Flexibilität bei der Unterrichtsgestaltung und sie können den Schülern eine angenehme Abwechslung vom trockenen „Frontalunterricht“ bieten. Die bilinguale DVD und das speziell für den bilingualen Unterricht konzipierte Begleitmaterial ermöglichen auch einen bilingualen Geschichtsunterricht oder eine Behandlung des Themas im Englischunterricht. Aufgrund der Thematik wäre auch ein Einsatz im gesellschaftskundlichen bzw. politischen Unterricht durchaus denkbar. Diese Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten macht nicht nur diesen Band, sondern die gesamte Reihe „Geschichte interaktiv“ inzwischen einzigartig. Aber nicht nur Schüler können daraus lernen. Jeder, der sich diesen Band ansieht, erhält Denkanstöße und kann daraus lernen. Man erkennt, wie vielschichtig der Begriff „Frieden“ ist und dass dieser nie ein statischer Zustand, sondern ein dynamischer Prozess ist, den man bewahren bzw. fördern sollte. Die DVD mit CD-ROM ist zusammenfassend hervorragend gelungen und ihren Preis von 49,90 € vorbehaltlos wert. Keine Kritik!

Martin Knust

PSM-Data

http://www.zum.de/psm/empf/psm_gesinter_frieden.php