Damals-Online, 01.12.2004
Die Industrielle Revolution in England
von Ralf Grüßinger
Kaum ein anderes Moment des historischen Wandels hat die Lebensumstände des Menschen in den letzten Jahrhunderten so nachhaltig verändert wie die Industrialisierung. Die sogenannte Industrielle Revolution stellt indes kein punktuelles, auf wenige Jahrzehnte konzentriertes Ereignis dar, sondern einen über 100 Jahre währenden Umbruchsprozeß mit tiefgreifenden Folgen nicht nur für Technologie und Wirtschaft, sondern auch für Politik und Gesellschaft.
Das DVD-Video “Die Industrielle Revolution. Großbritannien 1750–1850“ widmet sich dem Ursprungsland der Industrialisierung. In einem 23 Minuten langen Hauptfilm werden die wichtigsten technologischen und ökonomischen Entwicklungen in dieser Zeit vorgestellt, ihre Ursachen und Rahmenbedingungen, aber auch die zum Teil erschreckenden sozialen Begleiterscheinungen, das Elend der Arbeiterfamilien und die Zunahme von Alkoholismus und Prostitution, aufgezeigt. Sieben kleinere Module, Filme von jeweils 6 bis 9 Minuten Länge, können einzeln aufgerufen werden und ermöglichen die Vertiefung charakteristischer Schwerpunkte. Hierzu zählen etwa die technologischen Fortschritte in der Textil- und Eisenindustrie, der Einsatz von Dampfkraft, die Sozialethik von Robert Owen oder das Arbeiten in Cromford Mill, der ersten Fabrik der Welt.
Gedreht wurde an Originalschauplätzen in England und Schottland. Ergänzt werden die Neuaufnahmen durch historisches Filmmaterial, zeitgenössische Bilder, Interviews und Animationen. Sehr anschaulich vermitteln nachgestellte Filmszenen die Arbeit mit den historischen Maschinen. Kleinere Schwächen sind gelegentlich in der Kombination von gesprochenem Text und Bildmaterial festzustellen, so etwa wenn suggeriert wird, daß eine Filmsequenz aus dem frühen 20. Jahrhundert, die schwarze Baumwollpflücker in den Vereinigten Staaten zeigt, die Baumwollernte auf einer Sklavenplantage dokumentiere; oder wenn der klassische Dreieckshandel im Atlantik zwischen England, Afrika und Amerika, in dem englische Fertigprodukte gegen Sklaven und diese wiederum gegen Rohstoffe eingehandelt wurden, mit dem Bild eines Raddampfers illustriert wird. Insgesamt fallen diese Mängel jedoch nicht sehr ins Gewicht.