Arne Cohrs, 30.01.2019
In der neuen Ausgabe der Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH wird thematisch das antike Griechenland behandelt. Dabei liegt der Fokus auf der Sekundarstufe I und damit in den meisten Bundesländern für den Anfangsunterricht im Fach Geschichte konzipiert, lässt sich aber auch als Wiederholung für die Sekundarstufe II mit einer vertieften Auseinandersetzung hinsichtlich der attischen Demokratie einsetzen. Aufgeteilt ist die DVD in 4 Module: 1) „Die Polis Athen - Geburtsstätte der Demokratie", 2) „Die Götterwelt der Griechen", 3) „Das Orakel von Delphi", 4) „Die Olympischen Spiele". Die Module 1 und 2 werden als „Geschichte im Film" betitelt, welche als klassische Unterrichtsfilme ausgewiesen werden und stellen ein Thema in bekannter Weise ausführlich dar. Die Module 3 und 4 heißen „Geschichte im Fokus" und beleuchten einen Schwerpunkt in besonderer Weise und lassen sich als Vertiefung gut einsetzen. Die einzelnen Filmmodule haben wie gewohnt einen Umfang zwischen 10 und 28 Minuten und eignen sich aus zeitlicher Perspektive gut für den Einsatz im 45- minütigen Unterricht.
Das Modul 1 „Die Polis Athen - Geburtsstätte der Demokratie" ist in drei Kapitel unterteilt:
1) Der Aufbau der Polis Athen
2) Gesellschaft Athens
3) Die Entwicklung der attischen Demokratie
In Kapitel 1 werden die wichtigsten Orte und Gebäude Athens vorgestellt. Durch Modelle und Animationen wird Athen sehr lebendig und für die Schüler ansprechend und fassbar dargestellt. Anschließend wird in Kapitel 2 die Gesellschaft Athens in einer Pyramide vorgestellt und folgerichtig der Frage nachgegangen, wer denn zum Demos gehöre und wie sich Rechte und Pflichten verteilen. Besonders wird der aus heutiger Sicht kritische Punkt, dass Demokratie in Athen nicht mit Gleichheit gleichzusetzen ist, gut herausgearbeitet. Hier könnte ein guter Diskussionsansatz mit den Schülern auch hinsichtlich des Modultitels sein.
Wie sich die Herrschaft des Demos entwickelte, wird in Kapitel 3 dargestellt, indem die Entstehung der attischen Demokratie in den wichtigsten Schritten thematisiert wird. Solons, Kleisthenes und Perikles Reformen werden skizziert und die wichtigsten Ansätze zusammengefasst. Die perikleischen Reformen werden als „Mitmach-Demokratie" prägnant beschrieben. Gut wäre es, wenn die Zusammenfassungen der jeweiligen Reformen etwas länger eingeblendet werden würden, damit die Schüler die Chance haben, in ihrer Geschwindigkeit diese Punkte zu verinnerlichen und ggf. zu notieren. Ansonsten ist dieses Modul als sehr gelungen zu bewerten.
Die wichtigsten Götter der antiken Griechen werden im Modul 2 vorgestellt. Nachdem die Religion als verbindendes Element zwischen den einzelnen griechischen Städten und den Kolonien herausgearbeitet wird, wird auf der Quellenbasis von Homer die Götter als menschliche Projektion mit allen menschlichen Stärken und Schwächen der Reihe nach vorgestellt. Auch hier wäre eine etwas längere Einblendung der einzelnen Merkmale der Götter hilfreich. Die Auswahl der Götter umfasst die wichtigsten und bekanntesten. In einem zweiten Kapitel werden die Opfer und Feste thematisiert. Dass die Götter für die Griechen reale Begleiter im Alltag waren und Opfer und Schauspielfesttage zu Ehren der Götter einen festen Platz einnahmen wird sehr anschaulich und kurzweilig herausgearbeitet.
Modul 3 setzt sich intensiv mit dem Orakel von Delphi auseinander. Dass es neben dem Orakel von Delphi noch andere gab, wird treffend als Einführung in die Thematik genutzt. Inhaltlich wird die Bedeutung des Orakel für den Alltag der Griechen, Orakelsprüche, die Tempelwirtschaft sowie die zeitliche Einordnung vorgenommen. So kann dieses Modul als Einführung in eine kurze vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik stehen.
Ähnlich ist auch Modul 4 aufgebaut. Die Olympischen Spiele werden als Sportveranstaltung zur Ehre des Gottes Zeus intensiv beleuchtet. Neben der Vorstellung einzelner Sportarten, wird die Veranstaltung in das Alltagsleben der Griechen eingeordnet. Dieses Modul erzählt sehr anschaulich alles Wissenswerte über die Olympischen Spiele der Antike und vergisst nicht zu erwähnen, dass Olympia nicht der einzige Austragungsort ebensolcher Spiele war. Ein Vergleich zu den olympischen Spielen der Neuzeit wird vorgenommen und durch das didaktische Material unterstützt.
In allen Modulen wird immer ein Gegenwartsbezug hergestellt und damit die Thematik für die Schüler interessant und relevant gemacht.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Thematik gut und anschaulich bearbeitet worden ist. Ein Einsatz im Unterricht aller Module ist sehr gut umsetzbar, da die Themen sinnvoll ausgewählt wurden und das didaktische Begleitmaterial (für alle Module) wiedereinmal sehr gut, nach wissenschaftlich didaktischen Standards angefertigt worden ist und einen schnellen Einsatz für den Unterricht ermöglicht. Ich kann mir gut den Einsatz dieser Folge nicht nur im Geschichtsunterricht, sondern auch den Einsatz in anderen Fächern wie z.B. Philosophie vorstellen.
verfasst von: Arne Cohrs, Lehrer an der Regionalen Schule „Richard Wossidlo“ in Güstrow