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PSM-Data Geschichte, 09.08.2013

Prüfsiegel PSM Data empfiehlt für DVD "Die Welt um 1500 II - Reformation" erhalten

Reform, Spaltung und Krieg

Die Dokumentationsreihe versteht sich als modulares Medienkonzept für den (Geschichts-)unterricht und genau das ist es auch. Die 19. Folge umfasst eine DVD mit 109 Min. Filmmaterial, verteilt auf einen Hauptfilm (25 Minuten) und sechs Film-Modulen zwischen 10 und 17 Minuten. Sowohl Hauptfilm als auch Module – sowie dessen Kapitel – lassen sich einzeln abspielen. Dies eignet sich hervorragend dazu, auch Teilaspekte gezielt im Unterricht anzusprechen. In den ersten Teilen der Reihe wurde eine DVD mit ROM-Teil in dem sich Materialien befanden, ausgeliefert. Heute gibt es neben der DVD eine komplette CD-ROM mit didaktischem Begleitmaterial dazu.

Der erste Teil dieser zweiteiligen Dokumentation zur Welt um 1500 widmete sich der prachtvollen Blütezeit der Renaissance, der Wiedergeburt antiken Wissens. Doch die Welt um 1500 ist auch aus konfessioneller Sicht im Umbruch. Hier setzt der zweite Teil der Dokumentation an: Als Luther mit seinen 95 Thesen Schlagzeilen macht, ahnt er nicht, dass er Deutschland und die Welt völlig verändern wird. Er brach an, um auf Missstände in der Kirche hinzuweisen. Er wollte Prunk, Verschwendung und Machtmissbrauch des Heiligen Stuhls beseitigen. Insbesondere im Blickpunkt der Kritik steht der Ablasshandel und damit die Ausnutzung der Leichtgläubigkeit der Menschen. Luther geht es nur um Glauben und die Worte Gottes aus der Bibel. Seine Lehren werden durch die Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern über ganz Europa gestreut. Manchen gehen Luthers reformatorische Ansätze nicht weit genug und so veröffentlichen sie eigene Lehren, wie z.B. der Reformator Zwingli in Zürich. Zwingli lässt seine radikale Auslegung der Bibel öffentlich leben, Heiligenbilder entfernen und Kirchenlieder verbieten, während Luther Kirchenlieder verfasst. Die schweizerisch-reformierte Kirche wird begründet. Calvin wiederum will Askese und Zucht im öffentlichen Leben durchsetzen, auch durch Bestrafungen gegen unmoralische Gemeindemitglieder. Seine Lehren verbreiten sich bis nach Frankreich, England und in die Niederlande. Ferner werden die Gemeinschaft der Täufer, die die Erwachsenentaufe durchsetzen will und die Begründung der Anglikanischen Kirche unter Heinrich VIII. angesprochen. Damit wird im Hauptfilm der DVD ein Bogen über alle wesentlichen reformatorischen Strömungen und deren Lehren gespannt. Die Entstehung von Staatskirchen, die Konfessionalisierung sowie die konfessionelle Spaltung des damaligen Heiligen Römischen Reiches werden erläutert. Dies geht einher mit Unruhen und Religionskriegen, die noch lange nach der Reformation in Europa wüten. Hier wird über den Tellerrand geschaut und sich nicht wie (leider oft üblich) auf die lutherische Reformation beschränkt. Ein tadelloser Hauptfilm, der die zu vermittelnden Ursachen, den Verlauf und die Folgen der Reformation „kurz und knackig“ erklärt. Ob bewusst oder nicht: Die Historikerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (Universität Münster) wirkt hier und in den Modulen sehr gut als wissenschaftliche Beraterin und beschreibt die historischen Sachverhalte sehr gut verständlich. Visuell unterstützt wird das Ganze durch Filmaufnahmen an historischen Schauplätzen, zeitgenössischen Grafiken und Karten.

Das erste Modul widmet sich der Person und dem Wirken Luthers. Aus dem Kritiker wird ein selbstbewusster Spötter und Reformator, der 1521 in Worms vor Kaiser Karl V. vorsprechen muss und nicht von seiner Lehre abweichen will, solange man ihn nicht durch die Heilige Schrift überzeuge. Dennoch wird die Reichsacht verhängt, Luther flieht. Luther verfolgt von seiner Zuflucht aus die Folgen „seiner“ Reformation.

Die Reformation als Medienereignis ist Inhalt des Zweiten Moduls. Die Luther-Bibel entwickelt sich durch die Erfindung des Buchdruckes zum größten Bestseller der Weltgeschichte. Gedruckte Worte und Bilder ermöglichen es, Propaganda über das Massenmedium Papier unter das Volk zu bringen. Der Papst wird als Antichrist dargestellt, der in der Hölle schmort. Dagegen wettert die katholische Kirche zurück, die ihrerseits Luther als Bestie darstellen lässt, um das lese- und schreibunkundige Volk auf seine Seite zu ziehen. Es wird gezeigt, wie sehr Flugblätter und Bücher die Reformation zum ersten großen Medienereignis der Geschichte machte.

In Modul 3 wird die Reformation im Alltag beleuchtet. Wie änderten sich das Leben und Bräuche in Klöstern? Im Zentrum: Die geflohene Nonne Katharina von Bora als Verfechterin der Reformation und die Gegnerin einer Zwangsreformation Caritas Pirckheimer. Daneben werden reformatorische Umbrüche, Rechte und Pflichten in Gesellschaft, Ehe und Familie beleuchtet. In den Städten rumort es. Viele Städte müssen den religiösen und sozialen Frieden wahren. Am Beispiel Nürnbergs wird die Einführung der lutherischen Reformation erklärt. Dort übernimmt der Stadtrat die kirchlichen Ämter und Besitztümer. Andere Städte und Regionen folgen. Zu den sozialen Unruhen auf dem Lande gesellt sich die Kritik an der Kirche. Bauern interpretierten Luthers Aussage, man sei nur Gott unterworfen als Zeichen, Sie wären frei und keine Leibeigenen. Es kommt zu Plünderungen und Zerstörungen. Der Bauernkrieg bricht aus.

Diese sich ausweitende Reformation im Reich, die Reaktionen des Kaisers und der Reichsfürsten ist Gegenstand des vierten Moduls. Erst der Augsburger Religionsfriede 1555 besiegelt die heute noch gültige Koexistenz des lutherischen und katholischen Glaubens. Doch bereits 1618 mündet der scheinbare Friede in einem großen europäischen Krieg. Besonders von Interesse sind die letzten zwei Module als Exkurse.

Im fünften Modul wird das Alltagsleben im Hause Luther, das Zusammenleben mit seiner Frau Katharina von Bora, deren Einrichtung, Nahrung und Hofhaltung geschildert, veranschaulicht mit Szenenbildern aus dem Lutherhaus in Wittenberg und erklärt durch die dortige Museumspädagogin Constanze Köppe.

Im letzten Modul wird der Gottesdienst heute im Dom zu Wetzlar gezeigt. Dort findet jeden Sonntag jeweils ein katholischer und ein evangelisch-lutherischer Gottesdienst statt. Ein schönes Modul, in dem der evangelische Pfarrer Björn Heymer und sein katholischer Kollege Christof Forst Gemeinsamkeiten und Gegensätze beider Glaubensrichtungen erklärend gegenüberstellen. Ein schönes ökumenisches Beispiel. Es ist bei den beiden Gemeinden unter einem Dach beispielhaft, wie sie voneinander lernen. Dies ist ein Exkurs, der gezielt auch für den Religionsunterricht genutzt werden kann und soll. Man hätte gerne mehr davon gesehen, aber das Modul hat alles bereits in 10 Minuten auf den Punkt gebracht.

Das didaktische Begleitmaterial ist gewohnt umfangreich. Es enthält zum Hauptfilm und zu den Modulen Materialien zu Einstieg, Erarbeitung und zur Vertiefung. Vom Buchstabengitter über Aufgaben zu literarischen Quellen und zu Bilderörterungen findet sich ein breites Spektrum an Aufgabenblättern und Methodenkarten. Zur Darstellung der Einsatzmöglichkeiten ist ein didaktisch-methodischer Kommentar angefügt. Auch sind wieder eine ausführliche Zeitleiste und Biografien der historischen Figuren sowie der in den Filmbeiträgen zu Wort kommenden Spezialisten dabei.

Kritikpunkte: Fehlanzeige. Man bekommt eine gute DVD mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten im Geschichts- und Religionsunterricht und äußerst gut verwendbare Materialien für den Unterrichtseinsatz. Der 19. Teil der Reihe „Geschichte interaktiv“ kann für durchaus akzeptable 49,90 € im Handel oder unter dokumentarfilm.com erworben werden.

Martin Knust

PSM-Data / HistoriaPRO

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